Digital Design + UX Next
Panel: Spezialisten vs. Generalisten

DDUX23 Konferenz am 14.6.2023 in München

Panel: Spezialisten vs. Generalisten. Widerspruch oder Notwendigkeit?!

Die IT- und Softwareindustrie ist geprägt von zahllosen diversifitierten Rollen- und Tätigkeitsprofilen, die sich an der Gestaltung einer Lösung beteiligten: Product Owner, User Researcher, UX Designer, Interaction Designer, Requirements Engineer, Business Analyst, Software-Architect, Solution-Architect, Facharchitekt … die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Digital Design als ganzheitliches Berufsbild wird zunehemend als Gegenentwurf zu diesem Trend verstanden. Und daraus ergibt sich unmittelbar die Frage, was nun der richtige Weg ist? Generalisten oder Spezialisten?

Panelists:
Martina Beck | Toni Steimle | Matthias Müller-Prove | Kim Lauenroth (Moderaton)
Fishbowl-Gäste:
u.a. Thomas Immich | Beatrice Nickel | Ida Buchwald | u.a.


Kim, Matthias, Toni, Martina – Foto: by Rainald Menge-Sonnentag

Matthias’ Statement:

»I met the enemy – It’s us.« Solange wir es nicht schaffen unsere eigene Zunft zu beschreiben, können wir auch nicht erwarten, dass uns von den anderen Beteiligten im Entwicklungsprozess in Zukunft Verständnis und Respekt entgegen gebracht wird.

»I met the enemy…« ist ein Zitat von Bruce Tognazzini, Mitbegründer der NNGroup und Apple-Mitarbeiter Nr. 63. Sein Blog-Artikel It's Time We Got Respect (2003) war der Zündfunke der Interaction Design Association IxDA. Mehr als 120,000 Professionals verstehen sich seither als Interaktionsdesigner. In Deutschland gibt es einige lokale Ortsgruppen; aber das Selbstverständnis der Interaktionsdesigner ist nicht selbstverständlich. Anders wäre der gemeinhin gängige Job-Titel eines UX Designers nicht zu erklären.

Die Begriffe gehen ganz furchtbar durcheinander. Ist ein UX Designer nun jemand, der schlicht und gut mit Figma umgehen kann? Oder ist ein UX Designer die entscheidende Rolle, die von Product Discovery, über User Research, User Flows, Wireframes bis hin zu MicroInteractions, Icon-Design und UX-Coding alles kann und macht?

Aus der Reihe Page conncect:

Digital Design hat eine ganz ähnlich ganzheitliche Ausrichtung, wie User Experience im Noman’schen Sinne aus den 1990er Jahren. Wir beziehen uns bzgl. der Ausbildung auf das Bauhaus, in dem schon früh ein holistischer Design-Ansatz gelehrt wurde.

In jedem Projekt-Team geht es um die Zusammenarbeit zwischen Engineers und Designern, und um die Verteilung der Kompetenzen, Rollen und Verantworlichkeiten. Ein gegenseitiges Verständnis aller Beteiligten ist für ein erfolgreiches Projekt notwendig. Dazu noch drei Texte:

Spezialist oder Generalist?

Thomas Immich verglich die Software-Entwicklung mit Hollywood. Es gäbe Spezialisten nur für die Wimpern der Avatare in 3D Games. Die Credits seien bald schon so lang, wie bei Spielfilmen. Die Rolle des Digital Designers sei analog mit einem Regisseur zu sehen.

Software is a branch of movie making. –Ted Nelson at ACM Hypertext 2001

Der Vergleich ist verlockend. Ein Regisseur entwickelt, schon lange bevor der Film fertig ist, eine sehr genaue Vision. Das passt auch für Digital Designer. Regisseure geben auch ständig in alle Richtung Regieanweisungen. Die anderen Gewerke – Cast, Kostüm, Kamera, Musik, etc. – machen kompetente Vorschläge –– aber die finale Entscheidung liegt beim Regisseur. Es sei denn es geht übers Budget –– dann hat der Produzent ein Problem.
So zentral und mächtig sehe ich die Rolle eines Digital Designers nicht. Soll die Chef-Software-Architektin doch die Datenbank auswählen! Soll der Security-Manager doch etwas gegen Hacker-Angriffe tun!
Aber wenn unsere Kompetenzfelder betroffen sind, dann sollten wir nicht erst um Gehör betteln müssen. Und insb. in den frühen Phasen gibt es sehr viel für uns zu tun und auch zu entscheiden. Je früher man sich durch User Research und Prototyping auf ein Concept festlegt, und damit ungünstigere Varianten ausschließt, um so kosteneffizeinter und erfolgreicher wird das digitale Produkt.


Fishbowl mit Beatrice, Matthias, Kim, Martina, Toni, Ida, Thomas (im Profil) – Foto: (c) dpunkt

Tim Brown, IDEO, forderte zur Closing Keynote der CHI 2004 T-shaped people, also Leute mit einer ausgeprägten vertikalen Kompetenz, die sich tief in ihr Gebiet hineingearbeitet haben; sowie mit einer horizontalen Sicht auf alle Zusammenhänge, die für die Produktentwicklung sinnvoll sind.

Inwiefern das T ein Vorläufer des ∏ aus dem Digital Design Manifest ist, sei an dieser Stelle offen gelassen.

mprove online_

à propos